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Pfiffig: Das unsichtbare Leben der Addie de LaRue

Ich habe dieses Buch vormittags angefangen zu lesen und es bis abends verschlungen. So sehr schlug es mich in seinen Bann! Was wäre, wenn man so lange leben könnte, wie man möchte und der Preis sich akzeptabel anfühlt? Was wäre, wenn dich ein Jahr lang niemand mehr schief anguckt sondern total anziehend finden würde? Diese Fragen und wie es sein könnte, geht dieser Roman höchst pfiffig auf den Grund:

Adeline LaRue geht 1714 mit einem sehr alten Gott einen unheiligen Handel ein. Statt im dörflichen Frankreich mit dem typischen Leben als Mutter, Ehefrau und Träumerin gefangen zu sein, darf sie so lange leben, bis sie ihm ihre Seele schenkt. Daran gebunden sind Bedingungen, die sie im Laufe der nächsten Jahrhunderte als Fluch ansieht. Bis etwas besonderes passiert. Und auch sie selbst wandelt sich. Denn dank ihres Fluches kann sie keine Beziehungen knüpfen, aber sie lernt. Sprachen, lesen, reisen.

Man lernt Addie in New York kennen, 2014. Dort passierte dieses Besondere. Es gibt immer kurze Rückblenden in ihre Vergangenheit. Man durchlebt manches geschichtliche Ereignis mit ihr, jedoch auf ungewöhnliche Art. Und erlebt ihr Leben in New York mit sowie die steten Besuche des Gottes dem sie letztlich alles zu verdanken hat.
Vom Stil her: ideenreich, fein beschrieben und so, dass man merkt, wie Addie tickt, was sie vermisst. Auch der Gott scheint sich zu wandeln, zeigt zwischendurch seine wahre Gestalt. Ein pfiffiges Buch, das mit der Idee des „Was wäre wenn,…“ spielt.

V. E. Schwab (2021): Das unsichtbare Leben der Addie LaRue, Fischer Verlag
Ich bedanke mich beim Verlag für das e-Leseexemplar!

Der Meister und Margerita

1940 vollendet, im Moskau der 1920-er Jahre spielend, an „Faust“ und „Die Brüder Karamasow“ erinnernd: Ein ungewöhnlicher Schreibstil, in den ich hineinfinden musste und sehr reich an

Witz, Satire und Grotesken

Bulgakow führt die damalige Zeit in Russland nach dem Ersten Weltkrieg ad absurdum und den sogenannten „neuen Menschen“ des Sozialismus vor. Wer keine Privilegien hat, der denunziert. So kommt er an eine begehrte Wohnung oder gar ein Auto oder, falls eins von beiden schon da sein sollte, an andere Begehrlichkeiten. Moskau ist der Dreh- und Angelpunkt. Der Teufel heißt hier Voland statt Mephisto und er hat Mitarbeitende. Das teuflische Team stellt Heuchelei, Lügerei, Bestechlichkeit, Gier und Doppelmoral vor den Pranger. Dabei erinnern manche Verse an Goethes Faust und Bulgakow skizzierte eine wunderbar satanische Hommage an den Herrn Geheimrat. Gespenstische Literatur. Wie eine „schwere, gelbbäuchige Gewitterwolke, an deren Rändern Blitze zucken“ kommt Voland als Rächer über Moskau.

Der Stil – nicht einfach. In Goethes Faust findet man leicht und ergötzt sich. Bulgakow nimmt auch die Bibel aufs Korn, Jesus und Pilatus unter anderem, hat einen sehr schrillen Stil. Ist man erst Mal drin in der Geschichte, noch dazu, wenn man sich in den Stil einliest, dann ist es höchst ergötzlich. Lesenswert.

Ich bedanke mich beim Verlag für das Leseexemplar!